Die 32jährige Publizistin möchte in den Bundestag, um sich für Kinder stark zu machen - gegen Vernachlässigung, gegen Mißhandlung und gegen sexuellen Mißbrauch. Ihr Leitmotiv: "Für Kinderschutz und für bestmögliche Voraussetzungen in Bezug auf Sicherheit, Gesundheit und Bildung." 1970 wurde Olga Masur als Tochter deutschstämmiger Eltern im heutigen Usbekistan geboren, ging 1973 mit ihren Eltern nach Deutschland, wo sie bis heute zu Hause ist. Sie studierte Politologie, Anglistik, Publizistik und
Psychologie und arbeitete freiberuflich als Journalistin und als Coach für Persönlichkeitsentfaltung. "Ich studiere noch, weil ich mein Studium demnächst mit einem Doktortitel abschließen möchte."
Olga Masur weiß, wovon sie spricht: Sie selbst wurde als hochbegabtes Kind nie entsprechend gefördert. Erst später trat sie dem Verein "Mensa" bei, dem nur Menschen mit einem Intelligenzquotienten (IQ) von 130 und aufwärts angehören, und den nur zwei Prozent der Weltbevölkerung erreichen. 1998 erschien ihre viel beachtete Autobiografie unter dem Titel: "Ich wollt’, ich wäre die Letzte", ein von der Presse als "Mut-Mach-Buch" hochgelobtes Werk, das sich ausführlich mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern aus der Sicht des Opfers befaßt. Denn sie selbst war es, die dieses Schicksal als kleines Kind erleiden mußte. Im Bundestag möchte sie vor allem durchsetzen, daß Kindesmißbrauch konsequent verfolgt wird und Opferschutz Vorrang hat vor Täterschutz.
Daß Olga Masur neben Taek Wan Doo auch Selbstverteidigung gelernt hat und seit zwei Jahren zum Kickboxen geht, gibt ihr eine Sicherheit, die sie vor möglichen Attacken schützt. "Kampfsport ist ja nicht nur Sport, sondern auch eine Haltung, ein Bewußtsein und vor allem friedensorientiert", sagt sie selbstbewußt. "Es steckt eine ganze Philosophie dahinter - ganz unabhängig davon, daß man dabei auch alle Aggressionen rauslassen und sich anschließend richtig befreit fühlen kann."
Zum Kickboxen kam sie durch ein Erlebnis, das sie lange nicht losließ. "Ich saß eines Abends an einer Bushaltestelle und hörte auf einmal Hilfeschreie von Kindern. Da sah ich einen Mann auf der anderen Straßenseite, wie er seine Frau verprügelte, während zwei kleine Kinder in heller Panik um die Mutter herumsprangen. Plötzlich holte er aus und streckte seine Frau mit einer schallenden Ohrfeige nieder. Dann machte er sich davon. Ich dachte, ich hätte bei einem Mord zugesehen! Ich wollte ihn anzeigen, aber die Frau lehnte es ab, es sei ja nicht das erste Mal gewesen."
Außerdem liebt die 32jährige Musik. "Tanzen ist meine große Leidenschaft. Ob Standardtänze oder Salsa - ich mag alle Tänze." Denn trotz allem ist sie nicht männerfeindlich. "Ich bin nur vorsichtig geworden." Im Grunde sei sie eine One-Woman-Show, die eine gesellschaftliche Aufgabe wahrnehme, die andere nicht ernst genug nehmen.
Foto: David
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